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  Nahrungs- und Genussmittel
Die gelben Blüten eignen sich zur Herstellung eines wohl­schmecken­den, honigähnlichen Sirups oder Gelees als Brot­auf­strich. Die jungen, nur leicht bitter schmeckenden Blätter können als Salat verarbeitet werden (Österreich: "Röhrlsalat"). Mit einer Speck-Rahmsauce gilt Löwenzahnsalat als Delikatesse. Aus der getrockneten Wurzel der Pflanze wurde in den Nach­kriegs­jah­ren ein Ersatzkaffee hergestellt (Zichorienwurzelersatz).
Tiernahrung
Für Kaninchen und Meerschweinchen ist der gewöhnliche Lö­wen­zahn eine beliebte Futterpflanze. Die Blätter des Lö­wen­zahns, mit einem hohen Nährstoffgehalt, aber auch die Blüten, eignen sich dabei gut als Grün- und Saftfutter für eine gesunde Ernährung der kleinen Nager. In ihnen sind wichtige Bitterstoffe, Vitamin C, Kalium, Eiweiß, Fettsäuren und Mineralstoffe ent­hal­ten. Allerdings ist bei der Futtermenge Vorsicht geboten. Der gewöhnliche Löwenzahn ist für Jungtiere nur bedingt geeignet. Eine überhöhte Zunahme kann die Gesundheit der Nager er­heb­lich schädigen. Löwenzahn fördert den Gallenfluss und regt die Harnausscheidung an. Bei einem Überfluss der Pflanze wird die Nierentätigkeit der jungen Kaninchen und Meerschweinchen zu stark angekurbelt und zu viele Mi­ne­ral­stof­fe ausgeschieden. Dies kann zu Mangelerscheinungen von Mineralstoffen bei den kleinen Nagern führen. Folgen sind u. a. Muskelschwäche, Mus­kel­läh­mun­gen, Krämpfe, Muskelzittern oder auch Herz­rhyth­mus­stö­run­gen. In wenigen Fällen wurde an jungen Hauskaninchen und Hausmeerschweinchen sogar Osteoporose (Kno­chen­schwund) festgestellt.

Medizin, Volksheilkunde und Homöopathie
Folgende Pflanzenteile werden verwendet:
• Löwenzahnkraut
• Löwenzahnwurzel
• Löwenzahnwurzel mit Kraut

Wirkstoffe
Die Hauptwirkstoffe sind Sesquiterpenlacton-Bitterstoffe (Te­tra­hy­dro­ri­den­tin B, Taraxacolid-β-D-glucosid und andere), ein Phe­nol­car­bon­säu­re­de­ri­vat (Taraxosid), und Triterpene (Ta­rax­asterol und dessen Derivate); ferner hohe Ka­li­um­kon­zen­tra­tio­nen (bis zu 4,5 %) und Inulin (im Herbst bis zu 40 %). Neuere Forschungsarbeiten aus dem Bereich der Ethnopharmakologie untersuchen die physiologischen Eigenschaften des Ta­rax­aste­rols. Die Sesquiterpenfraktion scheint für die beobachtete he­pa­to­pro­tek­tive Wirkung verantwortlich zu sein und zeigt potentielle chemoprotektive Effekte. Für Extrakte aus Löwenzahn konnte eine hemmende Wirkung auf das Größenwachstum und die Invasivität von Prostata- und Brustkrebszellen als auch eine

 

apoptosefördernde Wirkung bei Leberkarzinomzellen, Leu­kä­mie­zel­len und Pankreaskrebszellen nachgewiesen werden. Im Tier­ver­such zeigte sich eine leistungssteigernde und er­schö­pfungs­wid­ri­ge Wirkung nach der Gabe eines Lö­wen­zahn­ex­trak­tes, wobei ein verzögertes Absinken der Blutglukosewerte bei gleichzeitigem verzögertem Anstieg der Triglyzerid- und Laktatwerte auffiel.

Anwendung
Die wichtigsten Wirkstoffe des Löwenzahns sind die Bit­ter­stof­fe. Sie fördern allgemein die Sekretion der Verdauungsdrüsen. Daneben wurde auch eine harntreibende Wirkung nach­ge­wie­sen, die möglicherweise auf die hohe Kaliumkonzentration zu­rück­zu­füh­ren ist. Anwendung finden die Drogen bei Ap­pe­tit­man­gel, Verdauungsbeschwerden mit Völlegefühl und Blä­hun­gen, bei Störungen im Bereich des Gallenabflusses und zur Anregung der Harnausscheidung bei entzündlichen Er­kran­kun­gen und Steinbildung. Die Volksheilkunde nutzt die Drogen außerdem als leichtes Abführmittel, bei Diabetes, bei rheu­ma­ti­schen Erkrankungen und Ekzemen. Verarbeitet werden auch die frischen jungen Blätter zu Frühjahrskuren als Salat oder Presssaft. Die im Herbst geernteten inulinreichen Wurzeln dienen (heute wieder) geröstet als Kaffee-Ersatz.
Homöopathische Zubereitungen werden ebenfalls bei Le­ber­er­kran­kun­gen und Verdauungsbeschwerden gegeben. In den hohen Potenzen ist bei der Homöopathie jedoch keine Wirk­sam­keit nachgewiesen.
Gegenanzeigen sind Gallensteinleiden sowie Verschluss der Gallenwege. Häufiger Kontakt mit dem Milchsaft der Pflanze kann zu Kontaktdermatitis führen. In der Volksheilkunde wird der Stängelsaft aber auch als Heilmittel gegen Warzen und Hüh­ner­au­gen empfohlen.

Kautschukersatz
Während des Zweiten Weltkrieges wurde in Russland und im Deutschen Reich (hier unter dem Projekt Kok-Saghys) Lö­wen­zahn als Kautschukersatz verwendet. Unter anderem wurde 1942 im KZ Auschwitz eine Forschungsstation für Pflan­zen­kaut­schuk eingerichtet, in der 150 bis 250 Zwangsarbeiter ein­ge­setzt wurden.
Aufbauend auf den Forschungsleistungen wird Löwenzahn seit einigen Jahren wieder als potenzielle Rohstoffpflanze für Kautschuk betrachtet und in Europa und Nordamerika erforscht. Ziel der Forschungen ist es, aus dem Russischen Löwenzahn (Taraxacum kok-saghyz) verwertbaren Löwenzahnkautschuk als Alternative zum heute gebräuchlichen Naturkautschuk aus dem Milchsaft des Kautschukbaums (Hevea brasiliensis) und synthetischen Kautschuk zu gewinnen.  

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