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  SIBIEN: Machen Sie, so wie es Wein­ver­kostungen gibt, das Gleiche mit Kaf­fees?
MICHAEL PIEPER: Über die Volkshochschule Augsburg biete ich jedes Semester eine Kaf­fee­ver­kostung mit dem Titel „Kaffeegenuss – kein Zufall“ an. Der Kurs wird eingeleitet mit einem theoretischen Teil. Dann schauen wir uns am Tisch rohe und geröstete Kaf­fee­boh­nen an. Dabei zeige ich auf, wie auch schlechter bzw. schlecht gesiebter Kaffee aus­sieht. Wir verkosten drei verschiedene Kaf­fees. Der Abschluss ist eine Röstung an der großen Maschine. Der Nachmittagskurs ist in diesen ca. drei Stunden sehr kurzweilig.
SIBIEN: Zwischen 1988 und 1995 reisten Sie im Rahmen ethno-historischer Stu­di­en regelmäßig nach Guatemala und er­leb­ten den Alltag der Maya-Kleinbauern haut­nah. Was waren das für Un­ter­su­chun­gen?
MICHAEL PIEPER: Mein Thema war immer ethnische Konflikte. Ich bin ursprünglich His­to­ri­ker und spezialisierte mich auf Auf­trags­for­schun­gen. Meine Magisterarbeit schrieb ich über einen Aufstand in Peru. Herr Professor Waldmann sprach mich an, weil er einen Ver­gleich zwischen Spanien, Irland und Zen­tral­a­me­ri­ka brauchte. Ihm trug ich also das Ma­te­rial zusammen. Er ließ untersuchen, wie sich ethnische Konflikte entwickeln. Mein Haupt­ein­satz­ge­biet war in Guatemala, wo ich stets bei Indios wohnte. Ich hatte aus meiner drei­mo­na­ti­gen Klausurarbeit dort bereits Kontakte. Bei dieser Gelegenheit stellte ich fest, dass es eine hochinteressante Gegend war. Wie die Dörfer miteinander umgehen. Warum einige ihre Unabhängigkeit bewahrten und andere nicht. In einem Dorf fand ich offene Strukturen und in anderen Dörfern geschlossene Struk­tu-

© Michael Pieper
­ren vor, obwohl sie nur wenige Kilometer voneinander entfernt lagen. Das entstand durch unterschiedliche Kulturkontakte. Wenn von außen Druck einwirkt indem zuwandernde Menschen das Land wegnehmen, dann reagieren die Dorfbewohner damit sich zu verschließen. Dort aber wo nur einzelne Zuwanderer hin­kom­men und Know-how mitbringen, wird die Gemeinde befruchtet und bildet offene Strukturen. Diese Mechanismen gelten überall. Über einen Zeitraum von ein bis zwei Generationen haben sie mächtige Auswirkungen.
Nach ein paar Jahren dieser zwar interessanten Arbeit, verdiente ich doch zu wenig. In den Dörfern, die ich besuchte, hatten alle mit Kaffee zu tun. Da dort keine Infrastruktur angelegt war, hatten die Bewohner ihr Land behalten und bewirtschafteten es für sich. In den 1950/60er Jahren hatten sich Kleinbauern mit Kaffeeanbau gebildet, die sich später in eine Kooperative zusammen schlossen. Das war meine erste Anlaufstation für meinen eigenen Kaffeehandel. Ich suchte eine Nische und fand den fairen Handel mit hochwertigem BIO-Kaffee.  

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