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  SIBIEN: Wenn ich in Jazz-Kneipen unterwegs war, hatte ich meist den Eindruck, dass sich dort Musiker, die sich u.U. nicht einmal richtig kannten, über den Jazz, zusammen finden. Diese Jam Sessions haben natürlich auch ihren Reiz. Bei Ihnen höre ich eine stimmige, swingende Harmonie, die mich mehr mitreißt.
Ja, wenn sich gute Musiker treffen, klingt das wie eingespielt. Wir sind eine feste eingespielte Band mit festen Arrangements. Das ist schon etwas besonderes eine Band über 40 Jahre lebendig zu halten, so dass alle immer Spass haben. Wir erneuern das Programm ab und zu, und wir befinden uns in einer relativ harmonischen Phase, was in einer Band über diesen Zeitraum nicht immer der Fall ist. Wir erlebten schon auch stres­si­ge Phasen weil irgend etwas musikalisches oder auch emotionales nicht passte. Ju­ri­stisch sind wir eine GbR, in der alle gleich­be­rech­tigt sind. Für unsere Entwicklung muss­ten wir viele Hürden überwinden, wobei wir nicht immer moderner werden wollten. Ich dach­te auch einmal, wir fingen mit dem tra­di­tio­nel­len Dixieland an, kamen zum Swing, jetzt müssen wir uns weiter entwickeln, weil die Musik geht ja weiter bis zum Free Jazz hin und wir müssen mit der Zeit gehen. Das taten wir bewusst nicht, denn wir wollen die Musik, die wir spielen halten und gut spielen. Das ist eben unsere Richtung und für die ha­ben wir uns entschieden – das ist unser Stil.

© ALLOTRIA JAZZ BAND 1984 in Amerika
SIBIEN: Ich bin darüber froh, denn Jazz ist nicht gleich Jazz. Gerade Free Jazz ist ganz etwas anderes als New Orleans Jazz. Wenn ich meine Liebe für den Jazz be­kun­de, dann sind die Reaktionen sehr geteilt, weil viele Leute die Stile nicht unterscheiden, ur­sprüng­li­chen Jazz aus New Orleans aber schon mögen.
Das ist heute eine schwierige Situation. Wir fuhren von unserem Auftritt von Landshut heim und stellten das Autoradio auf Bayern 2 ein, weil ich weiss, dass von 0:00 bis 2:00 immer die Jazz Night ist. Früher hörten noch einmal richtig heiße, fetzige Jazzmusik. Dabei blieb man wach und hatte einen schönen Tagesausklang. Gestern war es furchtbar. Bayern 2 hielt einen Vortrag über den amerikanischen Musikutopiker John Cage, von

Jazz muss für mich swingen

dem alle fünf Jahre ir­gend­wo ein Ton oder eine Harmonie ge­spielt wird, dann fünf Jahre nichts und dann wieder den nächsten Ton – es soll eine Ewigkeitsmusik sein in der die Zeit extendiert wird. Sie spielten dann etwas wie gregorianische Gesänge, was mit Jazz gar nichts zu tun hat. Wenn jemand in diese Sendung hineinhörte und meint, ach das ist Jazz, dann ist das furchtbar. Es wäre also schön, wenn man den Begriff Jazz besser herausstellt, greifbarer macht. Jazz muss für mich swingen. 

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