ZAHNPFLEGE Bürste und Pasta oder Pflanzenbüschel?
ichts ist so umstritten wie die richtige Zahnreinigung. Eigentlich würde eine Zahnbürste und Schlämmkreide mit einem Wirkstoff zur Bakterienabtötung, wie z.B. Chlorhexidin↑, reichen. Aber der Mensch ist bequem und geschmacksverwöhnt, weshalb er wohlschmeckende Zahnpasta mit Süßungsmittel vorzieht. Der erfahrene Zahnarzt im Ruhestand, Herrn Dr. med. dent. Karlheinz Bergmann, plaudert aus seinem „Nähkästchen“.
DR. KARLHEINZ BERGMANN: Es gibt fast kein Thema, das so umstritten ist wie die Zahnpflege. Für jedes positive kann man ein negatives Argument anführen und umgekehrt. Das fängt bereits bei der Frage: „Zahnpasten, Zahncremes, ja oder nein.“
SIBIEN: Was gäbe es für Alternativen.
DR. KARLHEINZ BERGMANN: Die Zähne nicht zu putzen.
SIBIEN: Schädige ich dann meine Zähne?
DR. KARLHEINZ BERGMANN: Das wäre aber kein Argument für die Gegner der Inhaltsstoffe in den Zahnpasten, egal ob es Schlämmkreide oder die Kunststoffnanopartikel sind.
SIBIEN: Dann beginnen wir das Thema ganz von vorne aufzugreifen. Warum putzen wir uns überhaupt die Zähne?
DR. KARLHEINZ BERGMANN: Als Vorbereitung zu unserem Interview nahm ich meine Aufzeichnungen von früher und ergänzte diese. Es ist interessant, welche Änderungen zwischenzeitlich in
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mehr waschen, weil sich die Nachproduktion des Fettes von selbst reguliert. Wenn ich mir nun meine Zähne nicht mehr putze, was passiert dann? Ich denke, dass sich die Menschheit nicht von Anfang an die Zähne putzte.
DR. KARLHEINZ BERGMANN: Ein Patient brachte einmal seine Zahnpflegemittel mit. Es waren Büschel von Sträuchern, die mit der Zahnbürste unserer jetzigen Form gar nichts zu tun haben. Es waren Pflanzen die sich, ohne großen Aufwand, wie ein Pinsel aufdrücken ließen und dann auf büschelten. Damit putzten sich bereits einige Generationen dieses Patienten ihre Zähne. Das zeigt mir, dass eine gewisse Zahnpflege bereits sehr früh gewesen sein musste.
Die Erfahrung zeigt, wenn Sie nicht die Zähne putzen, dann werden sie immer stärker mit Karies befallen. Das ist abhängig von der Ernährung. Wenn man sich, wie die Urbevölkerung, nur von Saft ohne Zucker und Kohlehydrate, also vorwiegend pflanzlich ernährt, dann hat die Karies kaum eine Chance. Wenn einen die dunkelhäutigen Bewohner aus Afrika anlachen und die Zähne besonders weiß erschienen, hat das zwar mit dem Kontrast zur Hautfarbe zu tun, aber auch mit der sehr natürlichen Ernährung ohne chemische Substanzen, wie Glukose oder Fruktose. Heute gibt es kaum noch etwas ohne Zucker. In jeder Gurkenkonserve ist mit Sicherheit auch Zucker drin.
Wenn man die Kariesanfälligkeit von vor 40 Jahren mit heute vergleicht, ist die Karies durch alle Bevölkerungsschichten hindurch ausgerottet. Als ich meine Zahnarztpraxis 1975 eröffnete, hatte jedes Kind, ob Milch- oder bleibende Zähne, mindestens sechs bis acht kariöse Stellen. Also echte Löcher in den Zähnen.
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