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  Der Echte Buchweizen wurde wahrscheinlich zuerst in China kultiviert. Archäologisch nachgewiesen sind Buch­wei­zen­kör­ner auch aus skythischen Siedlungen des 7. bis 4. Jahrhunderts vor Christus nördlich des Schwarzen Meeres. In Mitteleuropa erfolgte die Ausbreitung während des späten Mittelalters von Osten nach Westen, Buchweizenpollen und -körner lassen sich frühestens ab dem 12. Jahrhundert nach­wei­sen. In Deutschland stammen die ersten schriftlichen Er­wäh­nun­gen des Buch­wei­zens aus dem Leinetal (1380) und aus Nürnberg (1396). Ab dem 16. Jahrhundert wurde er dann in ganz Europa in Gebieten angebaut, in denen Klima und Boden eine andere Nutzung er­schwer­ten.
Der Schwerpunkt des Anbaus von Buchweizen lag in Mit­tel­eu­ro­pa im 17. und 18. Jahr­hun­dert. Vor allem seit im 18. Jahrhundert der Anbau der Kartoffel stark zunahm, die ebenfalls auf relativ schlechten Böden noch gut gedeiht, ging die Bedeutung des Buchweizens als Nahrungslieferant deutlich zurück. Mitte des 20. Jahrhunderts war der Buchweizenanbau in Deutschland völlig bedeutungslos geworden, weil der Einsatz von Kunstdünger den Anbau von ertragreicheren Feldfrüchten auch auf ärmeren Böden ermöglichte. In den letzten Jahr­zehn­ten wird Buchweizen aufgrund geänderter Nah­rungs­ge­wohn­hei­ten jedoch wieder als Nischenprodukt angepflanzt.

Anbau und Ernte
Im Anbau stellt Buchweizen wenig Ansprüche an den Boden und gedeiht auch in sonst ziemlich unfruchtbaren Heide- und Moorgegenden. Die Pflanze ist jedoch empfindlich gegen Kälte und erträgt keine Temperaturen unter +3 °C. Zum Keimen be­nö­tigt Buchweizen eine Bodentemperatur über 10 °C und kann daher erst ab Mitte Mai bis Anfang Juni ausgesät werden. Aufgrund dieser Ansprüche ist in Europa ein Anbau nur bis etwa 70° nördlicher Breite und in Höhenlagen bis 800 m möglich. Wegen unsicherer Fremdbestäubung bringt der Buchweizen trotz vieler Blüten nur etwa neun Nüsschen pro Pflanze.
Zur Gewinnung der Buchweizennüsschen erfolgt die Aussaat in Mitteleuropa zwischen Mitte Mai und Mitte Juni, in wärmeren Tieflagen auch erst im Juli. Die Nüsschen reifen schnell in­ner­halb von zehn bis zwölf Wochen nach der Aussaat, so dass die Ernte im Mähdreschverfahren zwischen Ende August und Anfang September erfolgen kann. Buchweizen ist stark wit­te­rungs­em­pfind­lich, weshalb der Ertrag mit weitaus mehr Un­si­cher­hei­ten behaftet ist, als bei üblichen Getreiden. In besonders guten Lagen (Weinbauklima) kann Buchweizen auch als Zweit­kul­tur nach früh abreifenden Vorfrüchten wie Wintergerste angebaut werden. Bei Saatterminen von Mitte bis Ende Juni ist eine Ernte Ende September möglich.
Buchweizen kann aber auch als Zwischenfrucht angebaut

 

werden; der blühende Spross lässt sich innerhalb von sechs bis neun Wochen nach der Aussaat als Grünfutter nutzen, wird jedoch als schlechtes Futter eingestuft. Bei Zwi­schen­frucht­an­bau kann die Aussaat in Mitteleuropa je nach klimatischer Lage noch bis Ende Juli erfolgen.
Buchweizen ist eine gute Bienentrachtpflanze. Sein Nektar hat einen Saccharose-Gehalt von durchschnittlich 46 Prozent, jede einzelne Blüte produziert in 24 Stunden durchschnittlich 0,1 mg Zucker (Zuckerwert). Honigerträge von bis zu 494 kg pro Hek­tar Anbaufläche sind möglich und entsprechen daher in etwa den bei Raps oder Phacelia möglichen Werten. Der melasseartig schmeckende Buchweizenhonig ist im frischen Zustand von dunkelbrauner Farbe und zähflüssig, er kandiert im Laufe der Zeit grob und hart aus und besitzt dann eine dunkle Farbe.

Zubereitung
Wegen des fehlenden Glutens ist reiner Buchweizen einerseits zum Brotbacken ungeeignet, andererseits aber zur Ernährung von Menschen mit Glutenunverträglichkeit geeignet. Buch­wei­zen wird hauptsächlich in Naturkostläden als ganzes ge­schäl­tes Korn, in Form von Grütze, Flocken oder Mehl angeboten.
Vor allem die russische und polnische Küche kennt Buch­wei­zen­brei (russisch: гречневая каша (grétschnewaja káscha); polnisch: kasza gryczana), der in diesen Ländern sehr beliebt ist. In der norditalienischen und der Bündner Küche findet Buch­wei­zen­mehl als grano saraceno für Pizzoccheri und Polenta Verwendung. Auch die Französische Küche verwendet Buchweizenmehl (unter dem Namen blé noir, „schwarzer Weizen“, resp. sarrasin) für Pfannkuchen, so genannte Ga­let­tes. In den Niederlanden werden etwa münzgroße aber relativ dicke süße Pfannküchlein, sogenannte Poffertjes, mit einem 1:1-Anteil Weizenmehl und Buchweizenmehl gebacken. Die Moor­ko­lo­nisten im Emsland bezeichneten Buch­wei­zen­pfann­ku­chen (niedersächsisch: Bookweiten-Janhinnerk) als ihr tägliches Brot. Dieses Gericht gibt es auch in der Eifel, in Tirol „Schwarz­plentn“; daneben wird in Südtirol auch die Bozner Buch­wei­zen­tor­te (Schwarzplentener Kuchen) und der Schwarzplentene Riebler zubereitet. In den USA werden die berühmten Pancakes auch oft aus buckwheat-Mehl zubereitet. Die Westfälische Küche kennt Panhas als Fleischpastete mit Buchweizenmehl. In der Steiermark, Kärnten, in Slowenien und in Luxemburg kocht man den Heidensterz, einen kräftigen Sterz aus Buch­wei­zen­mehl. In Luxemburg wird der Sterz in kleine Stücke geschnitten („Stäerzelen“) und anschließend, meist mit Speck, in der Pfanne angebraten. In Japan bestehen die sehr beliebten Soba-Nudeln aus Buchweizen. In Lettland, Litauen, Polen und Russland kann man Buchweizen in Packungen (Griķi (Gritji, гречка)) kaufen, die aussehen wie Schnellkoch-Reisbeutel.  

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