WEITERSAGEN

INHALTE MODE AUSGEHEN REISEN NATUR GESUNDHEIT WOHNEN HANDWERK WISSEN IMPRESSUM

  Sie schneidern wunderschöne historische Ge­wän­der. Wie kamen Sie dazu?
Das hat 2008 begonnen. Ich habe einen Freundeskreis in Machtlfing. Die Machtlfinger hatten eine 1200-Jahr-Feier. Da das Dorf Machtlfing etwas besonderes ist, weil die Bewohner wie Pech und Schwefel zusammenhalten und etwas zusammen erreichen, entschlossen sie sich ein Mittelalterfest auszurichten. Leider nur für einen Tag. Es war gigantisch. Sie haben die Buden selbst gebaut, die Tische selbst gezimmert, einfach alles. Es war wunderbar idyllisch. Einige hatten sich vom Kostüm­ver­leih mittelalterliche Kleider ausgeliehen, weil sie sich alle historisch präsentieren wollten. Ich wurde dann gefragt, ob ich einen Nähkurs abhalte, damit sich die anderen Dorfbewohner einfache mittelalterliche Kleider selbst nähen könnten. Das war eine völlig neue Herausforderung. Der gemeinsame Nähkurs für einfache mittelalterliche Kleider hat allen großen Spaß bereitet. Dann fing ich Feuer und wälzte die Geschichtsbücher, studierte Wandteppiche und historische Bilder. Nach diesen Vorlagen fertigte ich ein paar historische Kleider und stellte diese in einem eigenen Stand aus. Aber eigentlich war diese Neigung bereits vorher schon da, wie man an der kleinen Puppe sieht, die ich in ein historisches Gewand gekleidet hatte. Diese Miniaturarbeit machte ich, als ich von dem Machtlfinger Dorf noch nichts wusste. Meine historischen Kleider sollen authentisch sein. Ich versuche auch die passenden Stoffe aus Naturfasern dazu zu finden. Moderne Stoffe kann man dafür nicht verwenden. Ferner müssen diese Stoffe auch in Farben gehalten sein, die dieser historischen Zeit entsprechen. Beispielsweise darf ich kein Orange verwenden, weil man damals die Farbe Orange nicht kannte.


© Angela Luigart
Dann war auf diesem Markt eine Frau, die Düfte feil bot. Sie veranstaltete ein Jahr darauf in Tutzing einen Mittelaltermarkt. Da war ich natürlich mit meinem Stand wieder dabei. Für diesen zweiten Stand entwickelte ich wieder neue mittelalterliche Gewänder. Das hat riesigen Spass gemacht. Das Jahr darauf fand wieder ein Mittelaltermarkt statt. Meine Ideen kamen gut an.

 

Leider gab die Frau das Organisieren des Mittelaltermarktes auf. Dann war aber in Weilheim die 1000-Jahr-Feier. Dort stellte ich wieder weiterentwickelte historische Gewänder aus. Jetzt bin ich mit meinen historischen Gewändern bekannt und nehme an solchen Märkten in meiner Nähe gerne teil.


© Angela Luigart
Sie bildeten nicht nur etliche Lehrlinge aus, sondern geben auch Nähkurse, wo Sie Ihre reichhaltige Er­fah­rung weiter geben. Ist Handarbeit wieder im Kommen?
Ich denke schon. Denn ich glaube, dass die Leute wieder immer mehr feststellen, dass das selber machen Spass macht. Nicht alles billig kaufen und bald wieder wegwerfen. Was man selber schafft ist das Wertvolle. Schön ist, wenn man in den Leuten die Kreativität wecken kann. Die meisten wissen dies gar nicht mehr, weil sie nur vorm Computer sitzen. Meine Dirndl-Kurse in Machtlfing waren immer voll belegt. Die Frauen sind stolz darauf, dass sie selbstgeschneiderte Dirndl anhaben. Es hebt den Wert, wenn man es selbst macht.  

1 2 3